Es gibt viele Weg mit dem Zug von der Schweiz nach Italien, aber eine der wohl spektakulärsten und schönsten Routen ist mit der Albula- und Berninabahn durch Graubünden. Da ich diese Route oft im Forum vorschlage, dachte ich mir, einen kurzen Artikel zu schreiben: mit Fotos entlang der Strecke, zu erklären, wie man umsteigt und wo man Zwischenstopps einlegen kann, um die fantastische Natur zu genießen. Die Fotos wurden auf mehrere Reisen in dieser Gegend während der letzten drei Jahren gemacht. Klicke auf die Fotos, um sie in Full HD zu sehen. ;)
Wenn man die ganze Strecke von Zürich nach Mailand in einem reisen möchte, dauert dies in etwa neun Stunden. Dies ist deutlich länger als die direkte Route entlang der Gotthardbahn, für die man etwa 3:40 Stunden mit einem direkten EuroCity (EC) Zug benötigt. Oder 4:10 Stunden, wenn man mit einem InterRail oder Eurail Pass reist und Reservierungsgebühren sparen möchte, welche obligatorisch sind in den direkten EC-Zügen nach Italien. Obwohl der Umweg über Graubünden mehr als die doppelte Zeit in Anspruch nimmt, ist er es wirklich wert. Man wird mit großartiger Landschaft belohnt, entlang einer spektakulären Bahnstrecke.
Abschnitt 1: Zürich - Chur
Die beste Wahl auf dieser Etappe sind die stündlichen, schnellen, von der SBB betriebenen InterCity Züge (IC). Sie bieten eine direkte Verbindung zu den RegioExpress Zügen von Chur nach St. Moritz. Diese IC-Züge halten auch in Sargans, was praktisch ist, wenn man aus Richtung Deutschland oder Österreich kommt, da man hier einen guten Anschluss hat. Vor allem die Nachtzüge nach Belgrad, Zagreb, Graz, Wien und Budapest sind eine gute Option, wenn man sich Übernachtungskosten in der teuren Schweiz sparen will. Am besten nimmt man Platz auf der linken Seite des Zuges, um die Aussicht auf den Zürichsee und Walensee genießen zu können, bevor man Chur, die Hauptstadt Graubündens und älteste Stadt der Schweiz erreicht. Chur ist selbst einen Besuch wert. Der Anschluss an den RegioExpress von Chur nach St. Moritz in der Regel ist ein bequemer Wechsel am gleichen Bahnsteig gegenüber: der IC kommt auf Gleis 9 an und man muss nur in den bereits wartenden RegioExpress auf Gleis 10 einsteigen. Obwohl die Umsteigezeit nur sechs Minuten beträgt, ist dies sehr einfach und entspannt möglich.
Abschnitt 2: Chur - Samedan
Weiter geht es im Bereich der Rhätischen Bahn (RhB), der Schmalspurbahn die das Schienennetz in Graubünden betreibt. InterRail und Eurail Pässe sind voll gültig und es werden keine Reservierungen benötigt - außer für die touristischen Züge Bernina Express (BEX) sind Reservierungen erforderlich. Um Verwechslungen zu vermeiden: auf den kompletten Routen von GEX und BEX gibt es auch regelmäßige Regio und RegioExpress Züge, für die keine Reservierungen benötigt werden. Meiner Meinung nach sind die regulären Züge völlig in Ordnung, so dass man kein zusätzliches Geld für die Fahrt mit GEX und BEX ausgeben muss. Es ist schwer zu sagen, ob die rechte oder linke Seite während der Fahrt die bessere Aussicht hat, aber ich persönlich würde eher auf der rechten Seite sitzen. Es erwarten einen einige schwindelerregende Streckenabschnitten, die der Zug auf seinen Weg von Chur (auf 953 Metern über NN) zum Albula Tunnel (auf 1820 Meter) zurück legt. Die schönsten Abschnitte sind von Thusis nach Tiefencastel und von Filisur bis Preda . Kurz vor Filisur überqueren man das Landwasser-Viadukt, das Wahrzeichen des ganzen RhB-Netz. Nach dem Stopp in Preda rattert der Zug durch die Dunkelheit des Albula-Tunnels, verlässt diesen dann im Engadin und kommt kurz danach in Samedan an. Von hier aus kann man weiter das kurze Stück der verbleibenden Strecke bis St. Moritz fahre. Wenn man direkt nach Mailand möchte, steigt man in Samedan um in einen Zug nach Pontresina.
Abschnitt 3: Samedan - Pontresina
Wieder erfolgt der Umstieg ganz einfach an einem Bahnsteig - von Gleis 2 auf Gleis 3. Auch wenn die Umstiegszeit wirklich kurz ist (3 Minuten), muss man sich keine Sorgen machen, da der Anschlusszug in der Regel auf Verspätungen wartet. Die Fahrt selbst ist nicht so spektakulär und ziemlich kurz, aber man spart eine Stunde Zeit im Vergleich zur Strecke über St. Moritz und von dort aus per Zug nach Tirano. Wenn man also nicht wirklich die ganze Strecke der Berninabahn fahren möchte, empfehle ich diese Abkürzung.
Abschnitt 4: Pontresina - Tirano
Der Regio Zug von Samedan kommt auf Gleis 1 an. Um zu Gleis 4 und dem Regio Zug nach Tirano zu gelangen, muss man die Unterführung benutzen. Es ist nur ein kurzer Fußweg und im Falle einer Verspätung, würde der Anschlusszug auch noch ein bisschen warten - wieder kein Grund zur Sorge. Nach der Abfahrt in Pontresina, durchfährt man Morteratsch, wo es einen wirklich schönen Campingplatz gibt - und man ebenso mit einer Wanderung zum Morteratsch Gletscher starten kann. Diese würde in etwa eine Stunde dauern. Danach beginnt der steile Aufstieg zum Berninapass und der Bergstation Ospizio Bernina auf etwa 2250 Meter. Es gibt keine bevorzugte Seite auf der man im Zug sitzen sollte, da die Strecke sich ständig dreht und wendet. Viel zu sehen gibt es auf jeden Fall! Schließlich erreicht der Zug den Gipfel und fährt entlang der Ufern des Lej Nair (der schwarze See) und des Lago Bianco (der weiße See), mit Halt in Ospizio Bernina. Im Anschluss beginnt die lange Abfahrt hinunter nach Valposchiavo und Tirano, der Endstation in Italien. Beim Bahnhof Alp Grüm, sollte man einen Blick auf den Piz Palü und Valposchiavo werfen. Nachdem der längste und spektakulärste Teil der Abfahrt hinter einem liegt, erreicht man Poschiavo, der kleinen Hauptstadt dieses Teils von Graubünden. Dann überquert man das berühmte Kreisviadukt von Brusio, bevor die Reise schließlich in Tirano endet. Hier kann man eine kurze Pause einlegen, bevor es weiter mit dem Zug nach Mailand geht.
Abschnitt 5: Tirano - Milano
Alle lokalen und regionalen Züge in der Region Lombardia und um Mailand, werden jetzt von Trenord bedient. Interrail und Eurail Pässe werden nun endlich offiziell anerkannt - hier gab es bisher einige Probleme bei der Akzeptanz, während der Übergabe von Trenitalia an Trenord. Der Bahnhof von Trenord in Tirano ist direkt gegenüber des RhB-Bahnhofs. Die Zeit zum umsteigen ist generell ausreichend lang, so dass es hier keine Probleme gibt und man nicht in Eile sein muss. Falls man ein wenig Zeit hat, ist die kleine Stadt Tirano definitiv einen Besuch wert. Die Züge nach Mailand verkehren alle zwei Stunden, man muss sich nur rein setzen und den letzten Abschnitt der Reise genießen.
Fahrpläne
Direkte Verbindung Zürich - Mailand/a>
Zürich - Chur
Chur - St Moritz
St Moritz - Tirano including BEX service
Tirano - Mailand
Chur - Tirano BEX service
Natürlich kann man auch in die entgegengesetzte Richtung fahren. Die Umstiege sind zwischen den Zügen sind entspannt und einfach zu bewältigen. Die entsprechenden Fahrpläne und viele weitere Verbindungen findest du hier.
Zwischenstopps
Es gibt eine Jugendherberge direkt am Bahnhof in Pontresina und einen weiteren in St. Moritz . Aber für eine einzigartige Erfahrung, empfehle ich die Übernachtung entweder in Ospizio Bernina oder Alp Grüm. Wenn man mit einem Zelt unterwegs ist, ist der Campingplatz in Morteratsch sehr zu empfehlen. Ein weiterer Campingplatz liegt in Filisur. Will man ein Stück wandern, ist der Weg von Filisur nach Davos durch die Zügenschlucht wirklich schön, aber es gibt natürlich auch viele andere Möglichkeiten in Graubünden. Für ein, zwei Stunden entspannen auf der Fahrt von Zürich nach Mailand, kann man am besten indem man den Zug in Ospizio Bernina verlässt und dann hinunter zum nächsten Bahnhof in Alp Grüm oder Bernina Diavolezza wandert. Wenn man mit größerem Gepäck unterwegs ist, dann einfach am Bahnhof Ospizio Bernina aussteigen und die Natur für einige Zeit genießen, was ebenso schön ist.
Ich hoffe, die Fahrt entlang der Albula- und Berninabahn von Zürich nach Milano hat dir gefallen und dich vielleicht davon überzeugt, diese Route in deine Reise mit einzubauen. Für Fragen benutze bitte das rail.cc Forum.
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