Der Zug namens Sapsan ist einer der Schnellsten auf der Strecke zwischen der offiziellen Hauptstadt Russlands und dessen sogenannten Hauptstadt des Nordens. Deshalb ist er unter Geschäftsreisenden und denjenigen so beliebt, deren Zeit ihnen wichtiger ist als gegenstandslose Reiseimpressionen.

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Abfahrt in Moskau:

Meine Reise beginnt im Leningradsky Bahnhof (Ленинградский вокзал), welcher im Jahr 2013 komplett renoviert wurde und dessen klassische Fassade nun moderne, großräumige Hallen birgt.

Leningrader Bahnhof in Moskau
Leningrader Bahnhof in Moskau

Der Haupteingang befindet sich auf der Seite des Komsomolskaya Platzes, welcher auch als der Platz der drei Bahnhöfe (zwei weitere Bahnhofsstationen befinden sich hier: Kasaner Bahnhof und Jaroslawler Bahnhof) bekannt ist. Man beachte den für Russland üblichen Sicherheitscheck: Es gibt drei Metalldetektoren und Introskopen hinter den Türen. Diese Geräte sind im Wesentlichen zur Bildung von Warteschlangen verantwortlich und kosten für gewöhnlich einige Minuten deines kostbaren Lebens.

Leningrader Bahnhof in Moskau
Leningrader Bahnhof in Moskau

Die Haupt-Wartehalle verfügt über mehrere Ebenen. Die erste verfügt hauptsächlich über kleine Geschäfte, die oberen Ebenen bieten Platz für Cafés und Restaurants. Es gibt eine relative große Anzahl an Bänken für wartende Passagiere auf den unterschiedlichen Ebenen.

Die Informationsbildschirme wechseln zwischen drei verschiedenen Sprachen: Russisch, Englisch und Chinesisch. Letztere wurde wenige Jahre zuvor hinzugefügt, was uns eine Idee über die Touristendynamik der Region gibt.

Leningrader Bahnhof in Moskau
Leningrader Bahnhof in Moskau

Der Zug befindet sich auf Gleis 9 und steht 45 Minuten vor Abfahrt bereits fürs Boarding bereit. Jedenfalls stehen dort schon einige Menschen - Der Sapsan ist für die Pünktlichen und Konzentrierten unter uns.

Der Name des Zuges ist das russische Wort für den Wanderfalken, den schnellsten Raubvogel der Welt. Das scheint zunächst recht nachvollziehbar, jedoch hat die Russische Bahn eine generelle Tendenz dazu ihren Zügen Vogelnamen zu geben – es gibt unter anderem den Lastotschka (Schwalbe), Strizh (Mauersegler) und den Ivolga (Pirol).

Wie für Russland üblich werden Fahrscheine und Identität am Eingang der Waggons überprüft. Zugbegleiter und dunkelblauen Uniformen stehen bereit, um bei dieser Prozedur behilflich zu sein. Mein Ticket hat eine sogenannte elektronische Erfassung (diese Option ist von der RZD in den meisten Fällen standardmäßig mit inbegriffen und ermöglicht es, aufs Ausdrucken zu verzichten). Ziemlich komfortabel: die einzige Sache, die ich brauche, um in den Zug zu gelangen, ist mein Reisepass.

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Die Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg

Ein regulärer Zug legt die Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg in ungefähr acht Stunden zurück. Der Sapsan ist doppelt so schnell: die Dauer dieser Fahrt schwankt zwischen dreieinhalb und nahezu vier Stunden, abhängig von der Abfahrtszeit und der Anzahl an Zwischenhalten.

Landkarte Zugverbindung Moskau nach Sankt Petersburg
Landkarte Zugverbindung Moskau nach Sankt Petersburg

Es gibt täglich 14 direkte Fahrten des Sapsan in beide Richtungen zwischen den beiden russischen Metropolen. Der erste Zug hält während seiner Fahrt überhaupt nicht an. Ich sitze in einem (Abfahrt um 15:30 Uhr), der kurz Zwischenhalt in zwei Bahnhöfen macht. Die maximale Anzahl an Halten für den Sapsan auf seiner Route sind fünf. Alle davon dauern gerade einmal eine Minute. Dieser Zug zieht es definitiv vor, alles so schnell wie möglich zu erledigen!

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Die beiden Zwischenhalte in meinem Fall sind Bologoje und Tschudowo. Ich bin damit beschäftigt Bilder von der Innenausstattung zu machen und verpasse daher Letzteren (ziemlich leicht zu übersehen bei einem Halt so kurzer Dauer). Jedoch habe ich es geschafft einem Güterzug mit Tankwaggons beim ersten Halt Hallo zu sagen.

Güterzug in Bologoje
Güterzug in Bologoje

Bologoje ist eine Kleinstadt, die von vielen als die genaue Mitte der Strecke betrachtet wird (gar nicht einmal so falsch und begründet in einem bekannten Sowjet-Lied mit den Worten "Bologoje, Bologoje, Bologoje… liegt irgendwo zwischen Leningrad und Moskau"). Die Sonne beginnt ungefähr dann unterzugehen, als der Zug mit mir an Bord an diesem Ort vorbeifährt. Draußen wird es ziemlich schnell dunkel. Nun, lasst uns auf das Innere konzentrieren.

Der Sapsan von Innen

Es gibt verschiedene Wagentypen im Sapsan. Die Erste Klasse verfügt über enorm große Sitze und eine ganze Menge Platz. Ich werfe von der Straße einen Blick durchs Fenster auf diese Extravaganz - man stelle sich nur vor, ich hätte eine wahrlich wichtige Persönlichkeit gestört!

Erste Klasse im Sapsan Zug - Blick durch Glas
Erste Klasse im Sapsan Zug - Blick durch Glas

Die Economy Class ist wesentlich bescheidener, gesellig und – was mich betrifft – angenehm. Die Sitze in diesem Waggon sind bequem genug. Sie sind in Vierer-Reihen angeordnet, wobei sich der Gang in der Mitte befindet. Außerdem gibt es noch ein paar große Tische und es besteht die Möglichkeit sich während der Ticketbuchung einen Sitz in deren Nähe zu suchen.

Vergleiche die Ticketpreise

Economy Klasse im Spasan Zug
Economy Klasse im Spasan Zug

Mein Platz befindet sich im Business Class Waggon. Der einzig sichtbare Unterschied zwischen diesem und der Economy Class ist das Material der Sitzpolsterung. Dort gibt es eine Art Stoffbezug und ich habe etwas Lederartiges hier.

Business Klasse im Spasan Zug
Business Klasse im Spasan Zug

Der weniger offensichtliche Unterschied liegt im Serviceangebot. Beispielsweise bietet dieser Waggon seinen Passagieren ein heißes Essen (man hat die Wahl zwischen einem Abendessen mit Fleisch, Fisch oder vegetarisch), verschiedene Getränke (inklusive Wein – nicht übel für einen business-orientierten Ort, oder?) und ein Dessert mit einer Tasse Kaffee oder Tee. Eine Gruppe Abgeordneter irgendeiner wissenschaftlichen Tagung in meinem Waggon entscheidet sich ausnahmslos für den Wein. Was soll ich sagen? Eine gute Entscheidung, besonders, wenn Getränke und Essen im Ticketpreis enthalten sind.

Am Zeitung lesender Konferenz-Deligierter
Am Zeitung lesender Konferenz-Deligierter

Wie mein Großvater bereits zu sagen pflegte als ich noch ein Kind war: “Vor dem Essen, Händewaschen nicht vergessen”. Auch heutzutage folge ich noch dieser einfachen Regel und statte der Toilette einen kurzen Händewasch-Besuch ab. Sie liegt am Ende des Waggons und erfüllt seinen Zweck hervorragend.

Waschbecken in der Toilette
Waschbecken in der Toilette

Apropos Ende des Waggons. Dort gibt es einen weiteren nützlichen Ort - eine Gepäckaufbewahrung. Sie ist komplett mit Koffern und anderen Dingen gefüllt, was wenig überraschend für einen vollen Zug auf einer beliebten Strecke ist.

Gepäckablage
Gepäckablage

Aber zurück zu meinem Platz mit der Glückszahl 13. Was haben wir hier noch? Einen ausklappbaren Tisch, eine Steckdose, ein winziges individuelles Leselicht, eine Fußstütze und einen ganzen Berg an Lesematerial mit dem Sapsan Magazin obenauf.

Außerdem gibt es Zubehör-Kits, welche sich elegant in den Sitz-Zwischenräumen verstecken. Jedes von ihnen beinhaltet abgesehen von allem anderen alles, was sich eine müde Person nur wünschen kann: Eine Schlafmaske und Ohrstöpsel.

Ich bin noch nicht im geringsten müde und werde in Kürze einen Waggon einer anderen Art besuchen – das Restaurant. Das Bordrestaurant, wie es im Sapsan genannt wird, bietet nicht nur hungrigen Passagieren einen Grund zum Besuch, sondern bietet Reisenden auch Sitzplätze. Es ist möglich einen Sitz in ebendiesem Waggon zu buchen und die gesamt Reise dort zu verbringen.

Vergleiche beste Preise

Die Fahrkarte fürs Bordrestaurant bedarf einer Kaution von 2000 Rubel (ca. 27 €), welche für Essen und Getränke ausgegeben werden können. Und man muss nicht durch den ganzen Zug laufen. Nimm einfach Platz und beginne damit, Essen zu bestellen. Ist das nicht der höchste gastronomische Komfort, den man sich in einem Hochgeschwindigkeitszug nur vorstellen kann?

Dies ist der einzige Waggon des Sapsan, wo die allgemeine Business-Atmosphäre hinweg schmilzt. Sie ist eine wesentlich hedonistischer und ausgelassener, was durch das Zugpersonal, welches allen Passagieren dort Spielzeuge zum Kauf anbietet, noch weiter unterstützt wird. Für den Fall, dass man also ein dringendes Bedürfnis verspürt, ein singendes Plüschtier oder einen pinken Dinosaurier zu kaufen, so wird der Sapsan dieses Bedürfnis decken.

Spielzeug-Verkauf im Sapsan
Spielzeug-Verkauf im Sapsan

Übrigens kann man Spielzeuge - sowie Mahlzeiten und alles andere, was einem hier geboten wird – via Internet kaufen. Der Sapsan bietet kostenloses Wi-Fi (die Autorisierung fragt nach einer Zahlenkombination, die allerdings keine Unannehmlichkeiten bereitet), welches Zugang zu einem digitalen Shop und etwas, das sich RZD Media Center nennt, beinhaltet. Letzteres enthält Musik, Audiobücher und andere Arten von Inhalten, die man mit seinem Smartphone genießen kann. Ich versäume es, diese Option auszuprobieren, denn urplötzlich – wie es für gewöhnlich mit Hochgeschwindigkeitszügen eben so ist – erreicht der Sapsan seinen Zielbahnhof.

Nach: St. Petersburg

Es ist 19:16 Uhr. Ich befinde mich am Moskauer Bahnhof, welcher im Zentrum St. Petersburgs liegt. Die Haupt-Avenue der Straße, die legendäre Nevsky-Prospect, ist nur einen Katzensprung entfernt. Und der einzige Ausgang ist durch das Bahnhofsgebäude.

Sapsan Zug in Sankt Petersburg
Sapsan Zug in Sankt Petersburg

Interessanterweise haben der Moskauer Leningrader Bahnhof (wo die Reise des Sapsans beginnt) und dieser hier in St. Petersburg nahezu identische Fassaden. Trotz dieser Tatsache unterscheiden sich die Bahnhöfe von innen gewaltig.

Moskauer Bahnhof in Sankt Petersburg
Moskauer Bahnhof in Sankt Petersburg

Die Hauptwartehalle des Moskauer Bahnhofes ist nicht wirklich fürs Warten ausgelegt - eine riesige Halle, in der Sitzmöglichkeiten schwer zu entdecken sind. Aber in aller Fairness, es gibt ein paar Dinge von außergewöhnlichem hohem Nutzen; beispielsweise die gigantischen Werbetafeln, die vom Boden bis zur Decke reichende, veraltete Streckenkarte und die Büste von Peter dem Ersten, welcher ankommende und abfahrende Passagiere streng in Augenschein nimmt.

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Zumindest lasse ich mir von der Härte des Gründers von St. Petersburg die große Freude an meiner Reise nicht nehmen. Nun, es war keine außergewöhnliche Erfahrung, aber der Sapsan erfüllt ja auch eine ganz bestimmte Funktion – er bringt Passagiere in kürzester Zeit von einer großen Stadt in die Andere. Sowohl Moskau als auch St. Petersburg sind, fernab von jeglichem Zweifel, einen Besuch wert und falls man zwischen den beiden Städten reisen sollte, würde ich genau diesen Zug dafür empfehlen.

Wo man Fahrkarten bekommt

Für den Kauf deines Sapsan Zugtickets empfehle ich die die Seiten Russiantrain (einfaches buchen), Infotrain und die der RZD.

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Vergiss nicht, dass, je näher die Reise rückt, die Preise in die Höhe schießen können (dieses System nennt man dynamische Preispolitik). Viel Glück!

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